Gedanken zum 6. Sonntag nach Trinitatis

Gedanken zum 6. Sonntag nach Trinitatis

Gedanken zum 6. Sonntag nach Trinitatis

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Gedanken zum 6. Sonntag nach Trinitatis

So spricht der Herr, der dich erschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel:

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!   Jes. 43,1b

Liebe Schwestern und Brüder!

Ich denke, ich bin nicht zu vermessen und greife niemandem vor, wenn ich sagen, dass wohl jeder von uns schon einmal richtig Angst gehabt hat. Sei es als Kind vor einer Gefahr oder auch nur vor dem ersten Gang in den Kindergarten, weil man ja nie wusste, was da so auf einen zukommet. Auch Jugendlichen kennen Angst. Aufrüttelnd war für mich das Ergebnis einer Umfrage unter Jugendlichen zu diesem Thema und fast alle haben geantwortet, dass sie Angst vor der Zukunft haben. Erreichen wir die Klimaziele oder geht die Welt im Chaos unter. Und wenn das so ist, warum mühen wir uns ab, um einen geeigneten Arbeitsplatz und vorher eine gute Ausbildung zu haben.

Solche Ängste sind für mich wirklich alarmierend und ich denke: Oh ja, diese Jugendlichen sehen wirklich nicht grundlos in die Zukunft. Ich bin schon alt und könnte, wenn ich Glück habe, all diesen Katastrophen noch entgehen, auch wenn viele davon ja schon jetzt Wirklichkeit geworden sind. Aber was wird aus unseren Kindern. Und das sind ja nicht nur die Ängste vor dem Klimawandel, die diese Jugendlichen beschäftigen. Hinzu kommt die Sorge um die Rente, um ein Auskommen im Alter, um den Frieden und eine eventuelle atomare Bedrohung. Und diese Ängste decken sich dann mit denen der Erwachsenen und Älteren unter uns. Was kommt da noch alles auf uns zu und was wird aus unserer schönen Erde und den Menschen darauf?

Angst zu haben ist in unseren Tagen nichts besonderes mehr. Gründe für Ängste und Sorgen gibt es, leider, reichlich. Und das ist dann nicht nur ein Gang in einen dunklen Tunnel, das mutet schon an wie ein Gang in ein dunkles Loch.

Ein guter Freund von mir sprach mich neulich einmal auf meine Andachten an und fragte mich: Woher nimmst du immer diese ungeheure Zuversicht, die aus deinen Worten spricht. Wie ich lese, kennst du doch die Welt, in der wir leben und machst davor nicht die Augen zu. Und doch strömen aus deinen Worten so viel Hoffnung und Mut. Wo kommt das her? Ist das vielleicht so, weil du Pastor bist und einfach so denken musst, also eine mehr oder weniger verklärte christliche Sicht auf das Leben? Er meinte das nicht einmal böse.

Aber so ist es eben nicht. Es sind, ganz im Gegenteil, so Worte wie die unseres Wochenspruches, die mir Mut machen. Und das sind nicht allein die Worte, die mir Mut machen, es sind vielmehr die Umstände, in denen diese Worte; „Fürchte dich nicht“ gesprochen werden. Denn erstens kommen sie nicht aus dem Menschen selber. Es sind keine Worte der Selbstberuhigung, mit denen man sich selbst etwas vormacht, es sind immer Worte, die von außen auf die Menschen zukommen.

Gott selbst spricht hier in unserem Wochenspruch, er, der dich geschaffen hat. Das blickt zurück auf die Schöpfung, wo Gott aus freiem Willen heraus alles geschaffen hat und auch erhalten will. Und so ist immer dann, wenn Menschen diese Worte hören. Ich denke an die Hirten auf dem Feld bei der Geburt Jesu, an die Stillung des Sturms, als Jesus erwacht war und an den Apostel Paulus, der im Gefängnis saß und auf seinen Tod wartete. Und das zweite Besondere an diesen Worten ist, dass sie immer in Situationen hineingesprochen werden, die komplett ausweglos erscheinen. Das Volk Israel saß in der Verbannung in Babylon. Da gab es keinen Hoffnungsschimmer am Horizont. Der Ofen einer Selbstbestimmung des Volkes schien aus zu sein. Und das gleiche war bei der Geburt Jesu. Die Hirten auf dem Felde standen so wie alle anderen unter dem grausamen Protektorat der Römer. Eine Besserung war nicht in Sicht. Und auch das Unwetter auf dem See war da nicht von schlechten Eltern. Der Untergang schien sicher zu sein. Und doch änderte sich mit diesen Worten alles. Und, und das ist das dritte. Sie zeigen uns; Gott ist da. Er hat uns und diese Welt noch nicht vergessen und verlassen. Und das lässt sich auch in unserer Geschichte erkennen. Ich denke da u.a. an den Fall der Mauer. All das macht mir Mut, nach vorne zu sehen, nicht weil ich an den Menschen glaube, daran, dass er sich bessert, sondern weil ich Gott vertraue, der uns auch heute noch mit diesen Worten begegnet. Und das ist der Grund meiner Hoffnung.

In diesem Sinn, eine gesegnete Woche euch allen.  

Euer P. Gräwe

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